Leben mit HIV- Teil 1

HIV ist ein Thema, welches uns alle etwas angeht. Ich hatte die Gelegenheit, mit einem Betroffenen zu sprechen.

Vor einigen Wochen bin ich auf den neuen Blog eines Mannes namens Nicolas Nacke gestoßen. Er lebt seit 5 Monaten mit der Diagnose HIV- Positiv und geht mit seiner Krankheit im Netz offen um. Im ersten Teil erfahren wir, wer er ist und wie es zu der Diagnose kam.
Das folgende Interview soll nicht nur für toleranten Umgang mit Betroffenen sorgen, sondern auch informierend sein und Menschen mit der gleichen oder ähnlichen Diagnose Mut machen.

Nic, stelle dich als erstes bitte den Lesern vor.
Ich heiße Nicolas, bin 20 Jahre jung, wohne in Berlin und arbeite als Mechaniker an Flugzeugen. Der Name ist allerdings nur ein Pseudonym. Was die Infektion angeht, bin ich noch ungeoutet und möchte nicht, dass irgendjemand aus meinem nahen Umeld über´s Internet von ihr erfährt. Das möchte ich selber machen. Zum jetzigen Zeitpunkt möchte ich noch selbst kontrollieren, wer von der Infektion weiß. 
Wenn die für mich wichtigsten Menschen davon wissen, werde ich meinen wahren Namen lüften.

Was ist der Grund für deine Krankheit?
Wie (leider) die meisten Betroffenen, habe ich mich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr infiziert.

Wie waren die Reaktionen deines Umfelds auf die Diagnose HIV- Positiv?
Bisher wissen es nur mein Bruder, seine Frau und ein Ex- Arbeitskollege mit dem ich hauptsächlich über das Internet in Kontakt bin. Sowohl mein Bruder als auch seine Frau und der Kollege waren natürlich erst einmal überrascht bzw. geschockt. Aber das hat sich schnell gelegt.

Was hat sich seitdem in deinem Leben verändert?
Eigentlich gar nichts. Ich nehme nur drei Tabletten morgens früh und das war´s. Ich gehe ganz normal arbeiten und einkaufen. Ich lebe normal weiter.

Du lebst derzeit- zumindest im Internet- offen mit der Krankheit, aber hast bisher einem wichtigen Menschen im realen Leben, deiner Mutter, nichts davon erzählt. Was sind deine Befürchtungen?
Meine Mutter ist ein sehr emotionaler Mensch und Familie ist ihr das wichtigste auf der Welt. Ich bin auch noch das Nesthäkchen, weshalb sie sich um mich mehr sorgen macht, als um meinen älteren Bruder (auch wenn sie es leugnet). Sie hat- wie leider so viele andere- noch die Vorstellung aus der Anfangszeit von HIV und AIDS im Kopf, wo eine HIV- Infektion unweigerlich zum nahen Tod führte. Bei meinem Coming Out hat sie mir gesagt, dass sie mich nicht an diese Krankheit verlieren möchte. Diese Szene habe ich noch genau vor meinen Augen.

Planst du mit ihr darüber zu sprechen?
Ja. Deswegen habe ich es als erstes meinem Bruder erzählt. Neben meinem Vater und mir, kennt er meine Mutter am besten und ich will ihn dabeihaben, wenn ich es ihr sage.

Unter dem #LebenmitHIV twitterst du fast täglich. Auf welchen sozialen Netzwerken bist du noch vertreten?
Neben Twitter bin ich auch auf Facebook aktiv. 

Wie sieht es als Single in deinem Privatleben aus? Möchtest du irgendwann wieder eine Beziehung und wie möchtest du in dieser intimen Atmosphäre mit dem Thema HIV umgehen?
Zurzeit mag ich zwar das Singleleben, ich kann mir aber auch vorstellen, irgendwann mal eine Beziehung zu haben. Wie genau ich dann damit umgehe, kommt auf die Situation an. Ich weiß ja noch nicht einmal, wie ich bei One- Night- Stands damit umgehen werde. Vielleicht verliebe ich mich ja in jemanden, der auch positiv ist. Dann wird es wahrscheinlich einfacher damit umzugehen, als wenn man einen HIV- negativen Partner hat.



Im zweiten Teil wird Nic Nacke über seine wichtige Internetarbeit sprechen und mehr über das Thema HIV erzählen.