Kritik zu "Amazon Prime Reading"
Amazon hat mal wieder ein neues Programm ins Leben gerufen: Prime Reading. Ich stelle es vor und gehe vor allem auf die Nachteile ein, die alle Autoren dadurch zu befürchten haben.
Was ist Prime Reading?
Amazon Prime Reading heißt das neue Programm, womit sich der Internetgigant weitere Einnahmen in Form von neuen Prime- Mitgliedern verspricht. Erstmals angeboten wurde es amerikanischen Kunden im Oktober 2016, seit 22. Juni 2017 ist es auch in Deutschland verfügbar.Für aktuell 69€ pro Jahr bekommt man- laut Amazon- nicht nur Pakete am nächsten Tag, sondern seit neuestem auch Zugriff auf hunderte E- Books. Bisher konnte man als Prime- Mitglied lediglich ein Buch pro Monat ausleihen- und das hat meiner Meinung nach völlig ausgereicht. Nun bekommen Mitglieder kostenlosen Zugriff auf hunderte E- Books.
Autoren müssen laut einem Post in Amazon´s KDP- Forum dazu eingewilligt haben und bekommen für ihre Teilnahme einmalig lediglich eine Summe zwischen zweihundert bis eintausend Euro. Dazu kommt, dass nur jene Autoren eine Einladung für das Programm bekommen, die auf Amazon´s eigenen Bestsellerlisten stehen.
Die Arbeit der Selfpublisher wird damit wieder einmal mit Füßen getreten. Nicht nur, dass sie keine weiteren Zahlungen mehr bekommen und demnach nichts mehr verdienen- egal wie viele Kunden ihre Bücher lesen- Autoren, die nicht die breite Masse ansprechen, werden dadurch auch noch weiter in die Versenkung gedrückt. Für zweihundert Euro haben Selfpublisher, die ihre Bücher nicht komplett selbst anfertigen, noch nicht einmal ihr gekauftes Cover wieder drin. Das eigene Verlegen von Büchern ist aufgrund der Gratismentalität der meisten Menschen seit jeher ein Verlustgeschäft. Das betrifft alle Schriftsteller im digitalen Bereich. Die ganze Arbeit, die wir Autoren in ein Buch stecken, bekommen wir weder mit Programmen wie Kindle Unlimited, noch mit Prime Reading wieder zurück.
Im Gegenteil, die Gratismentalität der Kunden wird damit noch verstärkt. Je mehr Leistungen man scheinbar "umsonst" erhält, desto weniger weiß man sie zu schätzen.
Ein Beispiel: für den Großteil der Leserschaft sind 99 Cent für ein E- Book bereits zu viel. Oftmals liest man in Rezensionen, dass die Bücher doch bitte gratis angeboten werden sollten.
Bitte, was?
In der Bäckerei bekommt man für 99 Cent zwei Brötchen, welche in 5 Minuten verputzt sind. Ein kurzes E- Book unterhält Leser allerdings schon mehr als 30 Minuten und soll kostenlos sein?
Geschichten schreiben sich nicht von selbst und Autoren müssen auch von etwas leben, daher halte ich diese Gratismentalität für großen Wahnsinn!
Fazit, Rat und Appell
Amazon sollte seinen Autoren lieber höhere Beträge zahlen und die viel zu geringen 35%- Tantiemen abschaffen, als Kunden noch mehr mit Gratisbüchern anzufixen. Für gute Arbeit muss eben gut gezahlt werden.Ich kann jedem Autoren nur raten, es sich genau zu überlegen, bei Prime Reading mitzumachen.
An Leser appelliere ich, für E- Books wieder vernünftig zu zahlen, sonst wird es irgendwann kaum noch Autoren geben, die in der Lage dazu sind, ihre Werke zu verschleudern.
Lese auch meine Kritik zum stagnierenden E- Book- Markt!
Weitere Informationen zu Amazon Prime Reading:
heise.de- Amazon Prime Reading: Prime- Mitglieder bekommen Lesestoff
chip.de- Amazon Prime: Kunden bekommen neuen Gratis-Vorteil
golem.de- Amazon startet dritte Leseflatrate in Deutschland
Autorenwelt.de- Amazon Prime Reading