Die Schnittlauch- Lüge



Die Natur bietet jedem alles. Diesen alten Spruch hört man öfter. Seit den letzten Wochen empfinde auch ich ihn als wahr.

Worum geht es?

Zufällig habe ich unterwegs einen lieben Bekannten getroffen: Schnittlauch. Wohlgemerkt, Schnittlauch in der Natur. Es handelte sich nicht um professionellen Anbau, sondern wohl um versehentlich verstreute Samen, die den Lauch in die Höhe sprießen ließen. An einem langen Waldweg wuchs sehr viel von dem Kraut. Natürlich habe ich es direkt probiert und mir ein paar Halme abgeschnitten.
Meine veganen Gerichte haben durch den frischen und intensiven Geschmack des Lauches noch besser geschmeckt. Für fast alles habe ich ihn von dort an verwendet.
Nun kam irgendwann der Tag, an dem ich etwas Nachschub benötigte. Ich ging wieder zum Waldweg und pflückte die ersten Halme, als ich geschockt sah, dass der komplette Waldweg abgeerntet worden war. Da es sich um kein Bauernfeld handelte und alle anderen Kräuter- außer eben der Schnittlauch- noch standen, wurde mir sofort klar, dass diese riesige Menge kaum von ein oder mehreren Privatpersonen abgeerntet worden sein konnte.
Angesichts der großen Menge des frei verfügbaren Krautes wurde mir schnell bewusst, dass hier eine Organisation zugeschlagen haben musste.

Der wilde Schnittlauch, als er noch stand



Schnittlauch kostet Geld

Schauen wir uns mal an, wie das im Supermarkt abläuft. In der Regel wird dort extra gezüchteter Schnittlauch verkauft. Meistens befindet sich dieser in einem Topf mit Plastiktüte drumherum. Diese Kräutertöpfe bekommt man für knapp 2€. Es dürfte sicher schon vielen aufgefallen sein, dass man eine Kräuterhexe sein muss, um diesen Schnittlauch lange frisch zu halten. Regelmäßig geht er ein, gerade wenn die ersten Halme abgeschnitten wurden.
Ob es an der verwendeten Erde liegt? Oder an der unsachgemäßen Lagerung im Supermarkt?
Sicher ist nur, dass er spätestens nach wenigen Wochen weggeworfen wird, wenn nichts mehr wächst, er gelb und runzlig wird und die Erde zu schimmeln beginnt.
Um diesem Problem gar nicht erst zu begegnen, hatte die schlaue Industrie irgendwann die Idee Schnittlauch zu trocknen und ihn in Gläsern mit Plastikdeckeln zu verkaufen. Kosten: ca. 1€.
Dieser Schnittlauch hat seinen Geschmack fast gänzlich verloren. Gesunde Inhaltsstoffe? Fehlanzeige!

Eine andere Variante bieten inzwischen große Supermarktketten an. Dort bekommt man keinen Kräutertopf mehr, sondern abgeschnittene Halme, welche man für über einen Euro erwerben kann. Es geht aber noch schlimmer: manche Geschäfte verkaufen eine handvoll des leckeren Krautes in einer Plastikverpackung für knapp zwei Euro. Das ist richtig pervers- nicht, weil die angebotene Menge kaum für ein paar belegte Brote reicht- sondern weil ein Naturprodukt in dämliches und umweltschädigendes Plastik gepackt wird! Als ob der Plastiktopf und die Plastikumverpackung beim "normalen" Kauf nicht schon schädlich genug wären...
Mir drängt sich der dringende Verdacht auf, dass solche Läden, die den Schnittlauch abgeschnitten und/ oder in Plastikverpackung verkaufen, Nachschub nicht in konventionellen Betrieben besorgen.



Links der frische Schittlauch, rechts das industriell getrocknete Kraut
Irgendwohin muss der Schnittlauch am Waldweg ja verschwunden sein. Es ist eine Sauerei, dass das Kraut der Natur entnommen wurde, um daraus vermutlich Profit zu schlagen. Wir erinnern uns, dass abgepackter Lauch in Plastik knapp zwei Euro kostet- da kommt einiges zusammen. Als Gegner von Zahlungsmitteln ärgert es mich, wenn Menschen übervorteilt werden und die Natur ausgebeutet wird.

Nun befindet sich der Schnittlauch aus der Natur wohl in einen oder mehreren Einkaufsstätten.
Von dem Schnittlauch am Waldweg hätten viele Haushalte monatelang kostenlos- so wie eben natürlicherweise vorgesehen- profitieren können.