Coverbesprechung zu "Depressiva"


In dieser Besprechung möchte ich das Cover zu meinem Kurzroman Depressiva näher erläutern. Erfahre, weshalb ich das Cover nicht schwarz- weiss gestaltet habe und welches Motiv ich verworfen habe.

Welche Farbe trägt Depressivität?

Die Geschichte liegt zwar schwer im Magen und zeichnet eine hoffnungslose Welt, dennoch wollte ich das Cover nie in düsteren Farben gestalten. Daher habe ich mich für das Cover lieber an den Charakter- das Innere- meines Hauptprotagonisten, Phil, gehalten. Die äußeren Umständen haben ihn depressiv gemacht- er war es nicht immer. Bestimmte Begebenheiten haben zu seiner Meinung und seinem Zustand geführt.
Mit der Farbgestaltung bin ich so weit gegangen, dass die abgebildete Szenerie an einem grauen Tag fast schon bedrohlich wirkt. Es könnte jederzeit ein heftiges Unwetter hereinbrechen. Dies verdeutlicht aber auch nur den inneren Konflikt, den mein Protagonist mit sich herumtragen muss und dass er in seinem Zustand für das Schöne im Leben keine Augen mehr hat.
Wie so oft hatte ich auch bei Depressiva mehrere Cover entworfen. Dabei ging es mehr um die richtige Perspektive, weshalb ich dort einige Male anders auf den Schienen "saß" und der Zug mal näher, mal weiter weg anrollte.

Der Zug kommt

Für den Zug hatte ich eigens ein Modell gebastelt, welches ich digitalisiert und so bearbeitet hatte. Ich wollte für das Cover einen Teil der finalen Szene darstellen, weshalb der Zug auch darauf zu sehen sein sollte. Da ich mit dem Ergebnis des Zuges nicht zufrieden war, deute ich ihn durch das gelbe Warnlicht am rechten Bildabschnitt, was für mich die unaufhaltsame Zukunft symbolisiert, lediglich an. Phil blickt dabei deprimiert nach unten. Als Hinweis auf die vermutlich letzte Chance der Hoffnung, mahnt das Warnlicht, dass es in wenigen Momenten zu spät für eine andere Entscheidung sein wird.
Die Schienen fahren an einem Weizenfeld vorbei, welches sich dahinter befindet und den Lebensrythmus symbolisiert. Irgendwie geht es immer weiter und es kommt etwas Neues- oder doch nicht? Was sich auf der anderen Seite der Schienen befindet, sieht man nicht, da die Zukunft noch ungeschrieben ist.

Unzensiert

Ursprünglich war in einem meiner ersten Entwürfe eine blutige Rasierklinge abgebildet, die es aus verschiedenen Gründen nicht auf das finale Cover geschafft hat. Manche Autoren haben Probleme wegen ihrer selbstverletzenden und gewalttätigen Darstellungen- einige zurecht. Zudem musste ich die Klinge so stark vergrößern (damit man sie überhaupt als solche erkannte), dass wichtige Bildausschnitte verdeckt wurden. Nach einigen Überlegungen habe ich mich schließlich dazu entschieden, die blutige Klinge wegzulassen, da die Abbildung und der Titel auch ohne für sich sprechen und jedem klar sein dürfte, worum es geht.

Mode im Armutsviertel

Im Buch ist Phil gezwungen, umzuziehen. Man hat immer eine Vorstellung, wie ein arbeitssuchender junger Mann- der noch dazu in keiner guten seelischen Verfassung ist- auszusehen hat. Ich wählte extra moderne, aber zeitlose Kleidung, da er eben die Hoffnung- vielleicht- nicht ganz aufgegeben hat. Die Tatsache seiner Mode macht noch einmal deutlich, dass das Umfeld für seinen Zustand verantwortlich ist- so wie ich es auch immer wieder in meinem Kurzroman anklingen lasse.
Die Kleidung meines Hauptprotagonisten ist weder schmutzig noch defekt. Wir müssen manchmal eben genauer hinter eine Fassade blicken, um den Zustand eines Menschen beurteilen zu können.
Die weiße Hose unterstreicht des Weiteren Phil´s Reinheit. Er hat sich nichts zu Schulden kommen lassen, sondern wurde in die verschiedenen Situationen hineingedrängt. Sein langes Haar ist gepflegt, verdeckt aber sein Gesicht. Würde er den Kopf anheben, würde es in sein Gesicht fallen und somit seine Augen- den Spiegel zur Seele- verdecken. Würde er den Kopf heben, würde er zur linken Seite- die Vergangenheit, die ihn so sehr belastet- schauen.

Als letztes war die Schrift dran. Den Titel habe ich schon während der Entwürfe an die Schienen geheftet, mein Autorenname ist relativ weit im Hintergrund. Im Laufe der Zeit hatte ich nur die Farben noch ein wenig verändert.
Vom Suchen des richtigen Motivs in der richtigen Perspektive, bis hin zum Shooting in der ausgewählten Kleidung war ich insgesamt mehrere Wochen mit dem Cover beschäftigt.