Kritik: Real wird plastikfrei


Eigentlich wäre es ja eine positive Meldung gewesen, dass Real es Rewe gleichtut und keine Plastiktüten mehr verkauft. Doch es gibt auch Schattenseiten.

Plastik verschwindet nicht ganz

Der nächste Supermarkt zieht nach und verbannt Plastiktüten aus seinem Sortiment. Im Januar 2017 wurden die letzten Plastiktüten herausgegeben. Real will künftig auf Stoff- und Papiertragetaschen setzen. Normalerweise wäre es erfreulich, dass ein weiterer Supermarkt auf die unsinnigen und umweltschädlichen Plastiktüten verzichtet. Doch es gibt einen Haken: das Plastik verschwindet nicht ganz.

Obst- wie die Natur es vorgesehen hat

Real hat eine sehr große Auswahl an frischem Obst und Gemüse. Dort liegt auch das Problem. Weder die Hemdchenbeutel verbannt Real, noch die in Plastik eingelegten oder eingeschweißten Lebensmittel. Erdbeeren, Bananen, Birnen, Trauben, Orangen, Paprika, Schnittlauch und weiteres gibt es weiterhin in Plastik eingepackt. Der Plastikwahn hat dabei noch zugenommen. Seit einiger Zeit gibt es in keinem Supermarkt mehr Broccoli ohne Plastik zu kaufen. Wo vorher nur Eisbergsalat ins schädliche Plastik kam, werden nun auch Kopfsalat und Co. hineingepackt. Aldi geht sogar so weit und verpackt- bisher als einziger- Lauchzwiebeln in Plastik!
Die Problematik besteht also keineswegs nur bei Real, doch der Supermarkt wirbt mit plastikfreiem Einkauf, was nachweislich falsch ist.
Obst und Co. sollten so erworben werden können, wie sie geschaffen wurden. Nicht umsonst, steckt das meiste Obst ohnehin in seiner eigenen- natürlichen- Verpackung. Zudem gibt es immer wieder Gesundheitsbedenken, wenn Lebensmittel mit Plastiktüten in Berührung kommen. Des Weiteren müssen auch Waren aus der Backstation in Tüten mit riesigem Plastiksichtfenster gelegt werden. Diese Kombination aus zusammengeklebtem Papier und Plastik ist sehr nervig.

Die Realität annehmen

Ich verlange nicht, dass Real´s komplettes Sortiment verbannt wird. Blu- Ray´s, Rohlinge und besonders das Plastik bei den Paletten im Lager bemängele ich nicht. Auch die dämlichen kleinen Etiketten auf Äpfeln nicht. Eine Supermarktkette ganz ohne Plastik wäre eine Revolution. Dass Plastik nicht zu hundert Prozent verschwindet, ist eine Realität, die man annehmen muss. Aber es geht um die Stellen, wo Plastik definitiv vermieden werden kann. Real hat es bisher nur geschafft, die Plastiktüten an der Kasse zu verbannen. Wer sich dort Obst und Gemüse kaufen will, muss es sich in Plastik verpackt in die Stoff- oder Papiertaschen von Real legen. Das ist großer Unsinn!

Was soll das?

Es gibt zwei Dogmen, an die die Supermärkte weiter festhalten- bis zum bitteren Untergang des Schiffes. Das erste: Die Kunden wünschen es so. Angeblich legen Kunden so viel Wert darauf, dass sie ihr Obst und Gemüse sauber einkaufen können, dass den Einkaufshallen gar keine andere Möglichkeit bleibt, ihnen die Einkäufe in Plastik zu verkaufen. Das zweite Dogma: Bio- Qualität darf mit konventioneller Ware nicht in Berührung kommen, sonst wird es kontaminiert. Viele Umweltschützer machen seit langem darauf aufmerksam, dass man nur das Bio- Sortiment besser platzieren müsste, um dies zu verhindern.

Lösungsvorschläge

Die Hemdchenbeutel sind ein sehr großes Problem. Oft sehe ich, wie Kunden einen einzigen Apfel oder eine Birne in diese Plastiktüte stecken und den Einkauf stolz in ihrem Weide- oder Stoffkorb forttragen. Natürlich sind es solche dummen Menschen, die die Umwelt noch mehr schädigen, aber Real hat als großes Unternehmen eine große Verantwortung. Wenn der Supermarkt entscheidet, keine Einkaufstüten mehr herauszugeben, sollten Kunden zumindest über die Verwendung der Hemdchenbeutel aufgeklärt werden. Nicht umsonst bietet Real viele- aber nicht alle- Dinge einzeln an. Die Kunden könnten mit einem Schild darauf hingewiesen werden, dass sie das einzelne Obst auch ohne Plastiktüte auf das Kassenband legen können und das zuhause der übliche Abwasch reicht, um sämtliche Keime der Kasse abzuspülen.
Würde das Bio- Sortiment vernünftig von den üblichen Waren getrennt werden- was zudem eine viel bessere Erkennung dieser durch Kunden zulassen würde- könnten Gemüse und Co. ohne Plastikverpackung verkauft werden. Im Falle von Erdbeeren und Trauben könnte Real ein ganz einfaches System anwenden: Holzschalen oder andere Behälter, auf die es bei erneuter Verwendung im Laden ein paar Cent Rabatt gibt.
Fleisch- und Käsetheken könnten ihre Ware in Papier einschlagen. Es gibt für solche Fälle (Hygiene und Keimschutz) inzwischen Plastikalternativen, die genutzt werden können.

Fazit

Real ist nicht viel plastikfreier als zuvor. Man merkt es einzig und allein an der Kasse, wo man auch gleich wieder den Einkauf- in Plastik verpackt- verstauen muss. Real hat die Plastiktüte an der Kasse abgeschafft, was als positiv gelten kann. Frische Ware wird es dagegen leider weiterhin in umweltschädlicher (Doppel-) Verpackung geben...