Kritik: Besuch bei Penny


Als ich am 14.08.2017 bei YouTube einen neuen Werbespot von Penny sah, in dem es um das "riesige" vegane Sortiment ging, machte ich mich sofort auf den Weg in den Discounter. Was mich dort erwartet hatte und was ich letztendlich bekommen habe, erzähle ich nachfolgend.

In der letzten Zeit bekommt man leider immer weniger vegane Produkte in den Einkaufshallen- ein trauriger Fakt, auf den ich bald in einem Extrabeitrag zu sprechen komme. Umso mehr hatte ich mich auf das angepriesene Sortiment bei Penny gefreut. Nach einer Internetrecherche fand ich weder den gesehenen Spot bei YouTube, noch die Produkte auf der Penny- Homepage. Das hätte mich bereits stutzig machen müssen, aber ich gab dem Discounter eine Chance. Seien wir ehrlich: Penny hat nicht den besten Ruf, in der letzten Zeit aber versucht, sein Image zu verbessern. Etwa wurden Anfang 2017 Plastiktüten aus dem Sortiment genommen und oftmals war Penny auch in der Presse, weil Obst und Gemüse nicht mehr aufgrund ihres natürlichen Aussehens aussortiert werden. Das ist alles sehr löblich, doch bei meinem Besuch habe ich gleich gemerkt, dass es noch erheblichen Verbesserungsbedarf gibt.

Wenig förderlich für den guten Ruf z.b. war die örtliche Lage, die verrufen und perspektivlos ist. Ein sozialer Brennpunkt, wo massive gesellschaftliche Probleme herrschen. Und die von mir besuchte Penny- Filiale war nicht etwa schon immer dort, sondern hatte sich erst vor wenigen Jahren in einem Neubau angesiedelt. Irgendwie hatte die Lage zum alten Ruf gepasst.
Als ich die Filiale betrat, fiel mir als erstes sofort das ganze Plastik auf, in welchem das Obst steckte. Bananen hatten eine Plastikbanderole, Aprikosen und weiteres Obst war komplett in eingeschweißten Plastikschalen gepackt worden. Wer also zu den Kassen geht und eine Papiertüte nimmt, muss diese mit in Plastik gehülltes Obst und Gemüse füllen. Das ist ein krasser Widerspruch und bedeutet, dass Penny alles andere als wirklich fortschrittlich in dieser Sache ist. Salat, Paprika etc. bekommt man zurzeit wirklich auch in jedem anderen Laden in unsäglicher Plastikverpackung.
Ich ging weiter und sah mich ein wenig in den Kühlregalen um. Unter anderem wollte ich vegane Bolognese und veganen Gyros mitnehmen. In den ersten Kühlregalen war überhaupt nichts veganes zu finden. Letztendlich fand ich nach einiger Suche Tofu und Gemüseburger. Euer Ernst?
Diese Dinge gehören mittlerweile zum Standardsortiment eines jeden guten Lebensmittelgeschäftes und sind kein Alleinstellungsmerkmal. Letzteres sah für mich nicht wirklich appetitlich aus, weswegen ich weiterging und mich auf die Suche nach der Bolognese machte. Ich machte mich nun auf das typische Sortiment gefasst- was mir persönlich bei anderen Discountern nicht schmeckt- doch ich fand einfach keine vegane Bolognese, weil der Laden sie schlicht und einfach nicht führte. Die Werbung sagte aber etwas anderes.

Als nächstes war die vegane Schokolade an der Reihe. 80 Gramm sollten 1,49€ kosten- günstig, im Vergleich zu anderen Geschäften. Über fünfzehn Minuten suchte ich am Süßigkeitenregal und im Rest der Filiale danach. Liebend gerne hätte ich einen Mitarbeiter danach gefragt- aber im ganzen Geschäft war einfach keiner anwesend!
Ich zog also weiter und fand beim Müsli drei dünne Krokantriegel für 1,59€ (auf denen nicht explizit vegan stand). Ein stolzer Preis, doch bevor ich ohne Ausbeute ging, wollte ich sie zumindest probieren und nahm sie mit. Zurück am Süßigkeitenregal, an dem ich wieder mal nach der Schokolade suchte- die musste doch irgendwo sein- nahm ich noch Haferkekse mit, auf denen dieses Mal deutlich vegan stand. Mir fielen die sauren Bänder ein, die ich im Internet gesehen hatte und gab die Suche nach veganer Schokolade bei Penny schließlich auf. Aber auch die Schnüre waren nicht vorhanden, sondern lediglich das vegetarische Pendant von hitschler. Bevor es niedergeschlagen zur Kasse ging, sah ich mich noch in den wenigen Tiefkühltruhen um. Veganes Sojaeis war tatsächlich vorhanden- leider nur in der Sorte Vanille. Daneben noch Nuggets, die vom Produktfoto- ähnlich wie die Gemüseburger- keinen guten Eindruck auf mich machten.

Mit zwei Produkten aus dem "riesigen" veganen Sortiment an der Kasse angekommen (von denen nur eins als vegan beworben wurde), machte sich die nächste Ernüchterung breit. Über zwölf Kunden standen in einer langen Schlange bis zu den Weinregalen vor mir. Mir fiel nun auf, dass nur eine der beiden Kassen geöffnet waren. Das ganze Geschäft war während meines Einkaufs am Montagabend nicht gut besucht- wie ungewöhnlich- doch mittlerweile hatten alle Kunden ihren Einkauf abgeschlossen und den Weg zur Kasse gefunden. Eine Kundin hinter mir bat den Kassierer, eine weitere Kasse zu öffnen.
Er entgegnete mit verzweifeltem Blick: "Es geht einfach nicht. Was soll ich machen?"
Nun beschwerten sich auch einige andere Kunden. Ich blickte noch einmal durch das Geschäft und sah noch immer keinen einzigen weiteren Mitarbeiter. Offenbar war der Kassierer alleine. Über ihm prangte ein kleines Display, welches die Tage und Stunden zählte, an denen die Filiale bereits mit Sonnenenergie lief.
Als meine beiden Artikel schließlich über den Scanner gezogen wurden, kamen tatsächlich noch zwei Kolleginnen von irgendwoher, wovon eine weiter in den Laden ging und die andere die zweite Kasse öffnete. Die Schlange hinter mir hatte sich nun bis zu den Kühlregalen ausgeweitet.

Als ich die Penny- Filiale verließ, spürte ich meine Unzufriedenheit. Mit dem Werbespot war ich dorthin gelockt wurden. Mir wurden tolle vegane Produkte versprochen, die ich dort erwerben konnte. Abgesehen davon, dass mir die Burger und Nuggets optisch nicht zugesagt hatten, gab es so gut wie NICHTS dort. Keine vegane Schokolade, keine Bolognese, kein Gyros, keine sauren Bänder, dafür Sojaeis. Aufgrund der fehlenden Auswahl hatte ich Mitgefühl mit den Veganern, die den ganzen Sommer Vanilleeis essen mussten.
Der Besuch war eine einzige Enttäuschung. Ich habe gesehen, dass Plastik noch lange nicht aus der Penny- Filiale verschwunden ist, selbst die typischen 1- Euro- Produkte aus Plastik wurden dort auf einigen Displays verramscht. Ich fragte mich wirklich, ob ich mich in einem Discounter oder einem 1- Euro- Laden befand.
Zudem kritisiere ich die völlig unzureichende Kennzeichnung der veganen Produkte. Weder gibt es an der Decke oder an den Kühlregalen einen Banner, noch werden die handvoll veganen Produkte mit einem kleinen Schild am Regal oder wenigstens dem Wort vegan am Regaletikett ausgeschildert. Der Einkauf von veganen Produkten wird dadurch bei Penny zur Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Das winzige Sortiment wurde im ganzen Laden verteilt und nicht gesondert gekennzeichnet, sodass es einfach zermürbend und quälend ist, wenn man nichts findet.

Unter wirklich tollem veganen Sortiment verstehe ich keinen Tofu- den sollte es mittlerweile überall zu kaufen geben, sondern auch veganen Käse oder Würstchen- die es mittlerweile auch beinahe in jedem anderen Geschäft zu kaufen gibt. Des Weiteren sollte Penny mal über seine Personalstruktur nachdenken. Wenn Kunden in die Filiale kommen, die sich nicht auskennen und nach einem Produkt fragen wollen, haben sie einfach keinen Ansprechpartner. Generell wirkte die Filiale verlassen, da dort eben nur die Kunden umherliefen.
Es ist schön, wenn Penny an der Kasse Papiertüten anbietet, mir stellen sich aber die Zehennägel auf, wenn Kunden dazu gezwungen werden, plastikverpacktes Obst dort hinein zu legen, weil unverpackte Alternativen fehlen. Es ist auch schön, dass die von mir besuchte Penny- Filiale auf natürliche Stromerzeugung setzt, das täuscht aber nicht über meine in dieser Kritik angesprochenen Probleme hinweg.

Das einzige, was ich nach meinem Besuch bei Penny als positiv bezeichnen kann, war die Tatsache, dass die Filiale wirklich sauber und aufgeräumt wirkte. Das habe ich bei manchen Discountern schon ganz anders erlebt.
Veganern empfehle ich einen Besuch dort allerdings aufgrund des mangelnden Sortiments und der fehlenden Kennzeichnung für das schnellere Auffinden nicht. Und mich selbst hat der Discounter aus genannten Gründen zum ersten und letzten Mal gesehen.