Vorsicht, die Jäger kommen!

Ende Oktober 2018 war ich nichtsahnend unterwegs, als vor mir ein Mann mit einem Schießgewehr auftauchte. Ich traute meinen Augen kaum, als ich weitere scharf bewaffnete Jäger umherlaufen sah. Welche schockierende Beobachtung ich gemacht habe und weshalb ich die Jagd generell kritisiere, erkläre ich in diesem Beitrag.

Als ich eine Hauptstraße entlangging und eine Person mit einem Hund sah, die aus dem Auto stieg, dachte ich mir nichts dabei, da sie an einem angrenzenden Feld gehalten hatte, an welchem viele Hundebesitzer spazieren gehen. Es war bisher ein ruhiger Tag gewesen, im Hintergrund kletterten sogar einige Kinder einen Baum hinauf. Je näher ich kam, desto deutlicher erkannte ich in der Person einen Jäger- klassisch mit grünem Anzug, Hut und Schießgewehr. Ich war fassungslos, als ich sah, dass er sich auf dem Weg zu dem Feld befand!
Ich wollte ein Foto machen, war jedoch zu perplex, weil ich nicht damit gerechnet hatte, diesem als ausgestorbenen geltenden Berufsstand mitten in einem belebten Stadtteil zu begegnen. Einige Minuten später, als ich am anderen Ende des Feldes ankam, entdeckte ich in weiter Ferne zwei weitere Jäger in grün. Unfassbar!
Dieses Mal machte ich ein Foto, welches aufgrund einer schlechten Kamera leider eine miese Qualität aufweist. Ich blieb stehen, um zu schauen, was die beiden Jäger dort trieben und sah, dass sie um den meterhohen Strauch auf dem Bild herumschlichen. Mitten in diesem Strauch befand sich ein weiterer Mann in normaler Kleidung, der wohl als Helfer engagiert worden war. Die Jäger hielten ihre braunen Jagdgewehre fest in der Hand, im Hintergrund näherte sich langsam der erste Jäger, den ich zuvor an der Hauptstraße gesehen hatte.


Sollte DSGVO- kompatibel sein: zwei der drei Jäger

Neben mir gingen an diesem Tag auch etliche andere Personen die Strecke entlang, die meisten hatten einen Hund dabei. Einige Senioren und auch eine Familie mit Kindern, die alle auf Fahrrädern unterwegs waren, blieben- wie ich- am Feldrand stehen und beobachteten mit teils besorgter und teils ungläubiger Miene die unwirkliche Szenerie. Doch was hatten die Jäger vor? Aus dem Strauch kam plötzlich ein weiterer Hund und mir wurde klar, dass bald etwas abgeschossen wird. Da ich das nicht mitansehen wollte, ging ich mit Bauchschmerzen weiter.
War etwa ein Schaf aus seinem Stall ausgebrochen? Vor rund einem Jahr war das schon einmal geschehen, worauf ich einige Schafsbesitzer aufmerksam gemacht hatte. Doch um es wieder einzufangen, benötigt man sicher nicht drei scharf bewaffnete Jäger! Ein seltenes Tier wird es wohl auch nicht gewesen sein, da es in der Umgebung bloß die angesprochenen Schafe, Pferde und Hühner gibt- alle in Privathaltung. Lediglich Krähen, Feldhasen und Rehe existieren in dieser freien Wildbahn, letztere waren mein erster Gedanke, als ich dem Jäger an der Hauptstraße begegnet war. Vielleicht war auch einfach nur ein besonderer Tag, an dem Jäger alles machen durften, was sie wollten... Was auch immer der Grund gewesen ist- das geht so nicht!
Das Feld wird täglich von dutzenden Hundebesitzern genutzt, wenige Meter Luftlinie weiter befindet sich eine Straße, in der einige kleine Kinder leben, zusätzlich kommen zu jeder Tageszeit Familien vorbei, deren Kinder dann auf das Feld laufen, um zu spielen. Klar, dass weder Kinder noch Hunde diese Situation einschätzen können, auch einige Katzenbesitzer leben direkt am Feld, deren Freigänger sich dort ab und an herumtreiben. Nicht zuletzt sind manchmal sogar Liebespaare unterwegs, die sich hinter diesen hohen Sträuchern verstecken und ihre Zweisamkeit genießen. Es ist nicht auszudenken, was passiert, wenn einer dieser Jäger wild um sich schießt- und hinter einem Baum, einem Busch oder eben jenem Strauch einen Menschen tötet. Dass so etwas viel häufiger vorkommt als gedacht, kann in etlichen Nachrichten nachgelesen werden. Doch auch ein Mord an einem Tier ist nicht hinnehmbar- wenn dieser von der Öffentlichkeit auch eher toleriert wird, als ein erschossenes Kind oder ein getötetes Liebespaar.

Gibt es nicht bereits genug Elend und Missstände auf dieser Welt, als das man Jäger auf unkontrollierbarem Territorium herumwüten lassen muss? Sie waren definitiv nicht zum Plausch da und haben auch keinen Tierbestand dokumentiert, da sie lediglich ihre Waffen in den Händen hielten. Ging es darum, sich zu beweisen, wer am meisten der reichlich vorhandenen Feldhasen oder eher die seltenen Rehe abknallte? Wollte man sie töten, um sie danach zu verkaufen? Sind unsere Supermärkte nicht schon mit Antibiotika- vollgepumptem Fleisch überfüllt genug und werden deshalb nicht jedes Jahr hunderttausende Tonnen Fleisch in den Müll geworfen, als dass man ein Tier in freier Wildbahn- in der von uns Menschen so hochgeschätzten Natur- mit Bleimunition (s. unten) jagen und erschießen muss?
Die Krone setzt meiner Beobachtung die Tatsache auf, dass unweit hinter dem Strauch auf dem Foto einige Kinder einen Baum hinaufkletterten. Wer in dieser Umgebung herumballert, riskiert verdammt noch mal grob fahrlässig Menschenleben- egal, wie gut der Schütze zu schießen gedenkt! Diese asoziale Sichtung hat mir mal wieder gezeigt, wie viel in unserer Welt gerade falsch läuft. Ich lebe nicht in Bayern, wo Jäger vielleicht noch Hochkonjunktur haben, sondern in Nordrhein- Westfalen, wo selbst verfallene Gegenden zum Naturschutzgebiet erklärt werden- was auch gut so ist- und dennoch treffen sich hier Jäger, um zu töten? Geht es eigentlich noch?

Der Ort einen Tag nach der Tat: wie viele Lebewesen sind hier bloß getötet worden?

Gleich nach meiner schrecklichen- und ja, auch wütend machenden- Beobachtung habe ich mich an die Stadt gewandt, um zu erfahren, was da vor sich ging und ob die Jäger überhaupt eine Erlaubnis hatten, sich auf diesem Gebiet- scharf bewaffnet- aufzuhalten. Eine Antwort erhielt ich bis heute nicht, was zeigt, wie egal den Verantwortlichen alles ist.
Meine Recherchen ergaben, dass seit Sommer 2018 sogar auf einem örtlichen Friedhof geschossen wird. Jäger dürfen hier laut dem verlinkten Artikel nach Lust und Laune bei freier Zeiteinteilung Jagd auf Kaninchen machen, deren einzige Verfehlung es ist, ein paar Blumen von Gräbern anzuknabbern. Auf die ersten Schießereien war nicht hingewiesen worden (auf die aktuellen wird es auch nicht), sodass zurecht besorgte Nachbarn mehrfach die Polizei angerufen hatten. Wer also Pech hat und von einem wild umherschießenden Jäger für ein Kaninchen gehalten wird, kann schneller in einem Grab landen, als es ihm lieb ist- und das nur, weil er einen Friedhof betreten hat.

 

Ein Umdenken findet statt

Hoffnung gaben mir die etlichen Passanten, die ebenso wie ich fassungslos erkennen mussten, dass sich eine Katastrophe anbahnte. Die schreckliche Beobachtung hatte immerhin auf diese Weise etwas gutes, denn nur wer sieht, dass ein Stück Fleisch nicht in der Plastikverpackung der Supermärkte wächst, sondern aus der (eigenen) Umgebung beschafft und herangekarrt wurde, kann seine Denkmuster und sein Verhalten diesbezüglich ändern. Und je mehr Menschen sehen, dass es den als ausgestorben geltenden Beruf des Jägers- der scharf bewaffnet durch ein Ausflugsziel von hunderten Familien und Hunden pro Monat streift- noch immer gibt, kann sich offen gegen Waffen aussprechen. Darüber hinaus wurden längst etliche Jagdirrtümer aufgeklärt und sogar festgestellt, dass die von Jägern genutzte Bleimunition in die Körper der fleischessenden Kunden gelangt (ähnlich wie bei der Antibiotika- Thematik). Nur wem die Missstände unserer Zeit egal sind, läuft weiter blind durch das Leben!

Fazit

Wir leben in einer Welt, in der man nicht mehr sicher hinausgehen kann, ohne dass man Angst haben muss, beim Spazierengehen, beim Liebesrausch im Wald oder beim Besuch auf dem Friedhof erschossen zu werden. Das alles erinnert an das fiktive Szenario der Purge, ist aber leider die traurige Realität- und das nicht nur für zwölf Stunden, sondern ganzjährig. Als einzige Gegenmaßnahme kann nur das Ziel eines strikten Jagdverbots benannt werden. Jäger können noch so aggressiv und lauthals ihre Daseinsberechtigung und Waffenerlaubnis herausbrüllen, das ändert nichts daran, dass sie ethisch, moralisch und oft auch juristisch fragwürdig handeln. Es ist unglaublich wichtig,  Aufklärung über Jagdmaßnahmen zu betreiben und auf solche Beobachtungen hinzuweisen, wie auch ich es mit diesem Beitrag tue. Denn nur wer aufgeklärt ist, kann seine Stimme gegen die Jagd erheben- und für eine Welt, in der Mensch und Tier angstfrei leben können.

Interessante Links zum Thema:
abschaffung-der-jagd.de
freiheit-fuer-tiere.de- Tierschutz: Schafft die Jagd ab!
tierschutzpartei.de- BAK gegen Jagd und Angeln
wildtierschutz-deutschland.de- 30 tote Jäger, Ehefrauen, Nachbarn in 2017
tierrechte-bw.de- Tierschutz und Jagd