Gastbeitrag: Wie eine Rezension entsteht
In diesem Beitrag gebe ich einem Blogger, Jules von JulesbunteWeltderBuecher, die Gelegenheit um ausführlich darüber zu berichten, wie seine Rezensionen eigentlich entstehen.
Ich weiß, manche Leute stellen sich
das Tun eines Literaturbloggers recht einfach vor. Man liest eben
ein
Buch und schreibt kurz darüber. Und tatsächlich ist es im Prinzip
auch genau das. Schaut man allerdings genauer hin, erkennt man
erst,
dass es eben mehr als nur Lesen und Schreiben ist, nämlich
wirkliche
Arbeit. Denn allein im Schreiben einer Rezension steckt schon mehr
Arbeit, als man zunächst glaubt. Gerne werde ich euch heute einen
kleinen Einblick in mein Tun geben, damit ihr euch auch mal ein
Bild
davon machen könnt, was sich hinter so einer Rezension eigentlich
alles verbirgt.
Die Qual der Wahl
Beginnen tut das „Drama“ natürlich
schon, bevor es überhaupt an die Rezension geht, denn ein Buch
will
ja erst mal ausgewählt und gelesen sein. Ich persönlich rezensiere
nicht nur Bücher, die mir Autoren oder Verlage anbieten, sondern
auch Bücher, die ich mir selbst gekauft habe. Andere halten das
anders, aber ich kann jetzt nur von mir reden.
Tatsächlich ist es mir immer
unangenehm, nach einem Rezensionsexemplar zu fragen, also kaufe
ich
mir meine Bücher entweder selbst oder aber der Autor fragt mich
an.
Wenn das Buch auch nur im Entferntesten meinem Geschmack
entspricht,
sage ich zu – also eigentlich fast immer. Letzteres ist natürlich
eine wunderbare Gelegenheit, neues zu entdecken – ersteres erlaubt
mir wiederum, genau meinen Büchergeschmack in den Blog einfließen
zu lassen.
Ich kann nicht sagen, was besser ist,
denn tatsächlich macht es die Mischung.
Aber ja, diese Phase der Rezension ist
super, denn ich darf mir ein tolles Buch aussuchen und dieses
Lesen.
Perfekt, oder?
Lesen ist nicht gleich lesen
Tatsächlich lese ich aber, seit ich
meinen Blog habe, anders, als würde ich nur für mich selbst auf
der
Couch liegend in meinem Buch schmökern. Es beginnt schon damit,
dass
ich genauer hinschaue und mir angeeignet habe, auf jede
Kleinigkeit
zu achten. Jeder Rechtschreibfehler und jedes Geschehen wird schon
beim Lesen genau analysiert und nicht selten markiere oder notiere
ich mir auch Dinge in einem Buch, um später genau sehen zu können, was mir positiv oder negativ
aufgefallen ist. Dabei hilft es auch, dass ich vorwiegend eBooks
lese, weil man da einfach wunderbar auf dem Reader alles beisammen
hat, wenn man seine Notizen anklickt. (Das heißt aber nicht, dass
ich keine Prints lese, auch wenn es deutlich mehr eBooks sind.
Nicht
nur aus Markierungsgründen, sondern auch, weil es praktischer für
mich ist und günstiger. Und natürlich auch, weil es viele Bücher
gar nicht mehr als Printausgaben gibt.)
Wenn beim Lesen schon viele Stichpunkte zusammen kommen, formuliere ich manchmal schon eine erste Einschätzung und ergänze am Ende den Rest. Aber ganz egal, ob nun mit oder ohne zwischenzeitliche Einschätzung – am Ende gibt es von mir ein Sprachmemo, dass im Prinzip die komplette Rezension beinhaltet.
Fakt ist jedoch: Lesen bedeutet für mich nicht nur Entspannung, sondern schon die erste Phase, in der ich mich mit der Kritik und dem Lob für das Buch auseinandersetzen muss.
Augen zu und durch
Und es bedeutet, dass ich mich auch
dann noch mit einem Buch befasse, wenn es mir eigentlich gar nicht
gefällt. Denn auch wenn ich durchaus schon einmal ein Buch
abgebrochen habe, sollte das nicht die Regel sein, sobald man ein
wenig die Lust daran verliert.
Oft ist eine Geschichte sehr
zähflüssig
oder entspricht einfach nicht dem persönlichen Geschmack und dann
muss man sich trotzdem durch das Buch quälen, um dann irgendwie
darüber schreiben zu können. Man muss also einfach die Zähne
zusammenbeißen und dran bleiben, ob man will oder nicht. Ich würde
gerne etwas anderes sagen, aber es ist leider manchmal einfach so,
dass man Dinge liest, die keinen Spaß machen und es trotzdem tut –
einfach um den nächsten Blogpost bringen zu können.
Das ist nämlich auch schon das nächste
Problem. Es gibt zwar Blogs, die nicht regelmäßig posten, aber
wenn
man wirklich immer 2-3 (oder gar mehr?) Rezensionen in der Woche
bringen möchte, muss man eben auch dementsprechend viel lesen. Und
das bedeutet manchmal auch Stress dabei, denn wenn man nur
eine
begrenzte Zeit hat, ein Buch zu beenden – ganz zu schweigen davon,
dass wohl kein Literaturblogger von seinem Blog leben kann und
deshalb auch noch den Alltag meistern muss -, bleibt manchmal
nicht
viel Luft, um die Bücher durchzulesen. Man muss sich dann einfach
hinsetzen und lesen – ob man gerade Lust dazu hat oder nicht.
Das soll nicht so klingen, als würde
es nie Spaß machen, aber manchmal macht es das tatsächlich nicht
und dann bin ich persönlich sehr froh, wenn ich endlich, endlich
das
Sprachmemo aufnehmen kann und weiß: Das Ding ist in trockenen
Tüchern.
Gedanken in Worte fassen
Das Sprachmemo beinhaltet, wie oben
schon gesagt, fast die komplette Rezension und hilft mir damit
sehr,
meine Gedanken letztlich zu Papier zu bringen. Ich kann allerdings
nicht immer nur schreiben, was ich gerade denke, denn oft ist das
nicht wirklich öffentlichkeitstauglich.
Es ist nicht so, dass man einfach
etwas
abtippen kann, man muss auch hinterfragen, was man da gerade
schreibt. Für mich ist es wichtig, dass eine Rezension immer
sachlich ist, auch wenn ich nicht sehr viel von dem, was ich
rezensiere, halte. Auch wenn ich ein Buch für mich mal schlecht
einordne, möchte ich das irgendwie begründen – und zwar auch so,
ohne dabei ausfallend oder all zu subjektiv zu werden. Natürlich
ist
eine Rezension immer subjektiv – es ist ja eine persönliche
Meinung -, aber das heißt nicht, dass man nicht dennoch sachlich
an
ein Buch herangehen kann. Es ist einfach wichtig, die perfekte
Mischung aus persönlicher Meinung und Sachlichkeit zu finden – was
das Ganze eben ein wenig schwieriger gestaltet, als man zunächst
glaubt.
Es ist auch nicht so, dass es eben
einmal schnell gemacht ist. Ganz davon abgesehen, dass man z.B.
auch
Eckdaten recherchieren und dann erst mal das Buch vorstellen muss,
dauert
es eine Weile, ehe die Rezension so dasteht, wie man sie auch
ruhigen
Gewissens veröffentlichen kann. Ich brauche durchschnittlich eine
halbe bis dreiviertel Stunde und manchmal auch länger. Oft teile
ich
deshalb auch meine Arbeit ein – an einem Tag die Basics, am
anderen die Rezension.
Nach der Rezension ist vor der Rezension
Im Prinzip ist die Arbeit damit getan.
Ich schaue in meinen Kalender, an welchem Tag die Rezension
angedacht
ist, plane diese auf dem Blog, so dass sie an jenem Tag
automatisch
online gestellt wird, und muss sie dann bei Veröffentlichung nur
noch ankündigen und verbreiten. Nicht wirklich ein Hexenwerk.
Aber oft ist es dann tatsächlich so,
dass ich die Rezension nach einem Monat zum ersten Mal wieder lese
und nicht immer bin ich dann zufrieden. Manchmal fallen mir dann
noch
Dinge ein, die ich hätte ergänzen können oder ich habe mich in der
Zwischenzeit mit anderen Leuten über das Buch unterhalten und
plötzlich eine ganz andere Sichtweise zu den Dingen. Dann wäge ich
ab: Ändere ich sie noch mal, ergänze ich etwas, oder lasse ich
sie,
wie sie ist.
Aber egal, wie und was – ich muss
mich schon noch mal kurz damit befassen – wenn auch nur
gedanklich.
Naja und selbst wenn die Rezension in
Ordnung ist, wie sie ist, die nächste steht ja schon in den
Startlöchern. Es ist eben ein nie endender Prozess, wenn man
wirklich einen fortlaufenden Blog führen möchte.
Es gibt immer etwas zu tun
Doch ganz abgesehen von der
Rezensionsarbeit, ist ein Literaturblog auch sonst eine einzige
große
Baustelle. Man kann nicht nur Rezensionen bringen, wenn man seine
Leser unterhalten möchte. Man muss auch mal etwas anderes posten,
Dinge, die Bücherfans vielleicht interessieren könnten und dabei
muss man auch immer mal neues wagen.
Es steckt wirklich noch viel mehr
dahinter, als man glaubt und ich verbringe am Wochenende oft
Stunden
vor dem PC, nur für den Blog. Aber soll ich euch etwas sagen? Ich
liebe es!
Und ich glaube, jedem Blogger – ob er
sich nun mit Literatur, Essen, Beauty oder was auch immer
beschäftigt
– geht es ähnlich wie mir.
Und irgendwie ist das eigentliche Ziel
auch nicht die Rezension (oder mit was auch immer man sich auf
seinem
Blog beschäftigt), sondern die Chance seine Liebe und Begeisterung
für das Thema mit anderen zu teilen. Eine Rezension ist also erst
dann gelungen, wenn genau das bei einem Leser
ankommt – ganz egal,
ob er sich das Buch dann ebenfalls kaufen wird oder nicht.
Mehr Info´s zum Autoren dieses Gastbeitrags gibt es auf seinem Blog: