Kritik zum stagnierenden E- Book- Markt



E- Books befinden sich seit Anbeginn in einer tiefen Krise- das steht mittlerweile außer Frage. Ich erkläre, warum E- Books kaum Käufer finden und welche Lösungsansätze die Situation vor dem Ende bewahren könnte.


Was immer so war

soll auch bitte so bleiben! An erster Stelle stehen Verlagen den E- Books entgegen. Trotz einigermaßen werbewirksamer E- Book- Eingliederung in den Buchhandel, wollen Verlage diese am liebsten so schnell wie möglich wieder abschaffen. Sie nehmen für E- Books lediglich ein oder zwei Euro weniger als für ein gedrucktes Buch und sorgen so dafür, dass ihr eigenes kleines Angebot an elektronischen Büchern kaum genutzt wird.
In der Fernsehwerbung der Händler werden Menschen mit Printbüchern gezeigt, statt mit einem E- Reader- lediglich zu Weihnachten werden die Werbespots für die umweltreundlichere Alternative wieder herausgekramt.
Für herkömmliche, alteingesessene Verlage sind E- Books einfach nicht profitabel genug und werden stiefmütterlich behandelt.

Ich liebe die Haptik und den Geruch

sagen auf der anderen Seite eingefleischte Leser. Gerade einmal ein Viertel liest elektronisch- zum schmunzeln, wenn es nicht so traurig wäre. Laut statista.com kauften 2015 nur 3,9 Millionen Deutsche ein E- Book- bei einer Einwohnerzahl von 82 Millionen (Stand 2015, Wikipedia) ist die winzige Zahl vernichtend.
Waren die Konsumenten früher nur allzu gerne von Schallplatten auf Kassetten und von CD auf Streaming umgestiegen, so wehren sie sich heute vehement gegen den Umstieg auf elektronische Bücher. Dabei stehen an erster Stelle immer dieselben Argumente: ein Buch müsse nach Buch riechen und sich danach anfühlen. Umweltaspekte interessieren in diesem Zusammenhang niemanden. In der Regel wird ein Buch nämlich nur ein einziges Mal gelesen und dann zum Verstauben in ein Regal gestellt. In manchen Fällen wird es für ein paar Cent weiterverkauft.
Ein E- Book dagegen nimmt kaum Platz weg und braucht nur ein wenig Strom, um gelesen werden zu können. Mittlerweile können E- Reader auch über kleine Solarzellen aufgeladen werden, während traditionelle Leser noch nicht einmal an die (Regen-) Wälder denken, die sie mit jeder Seite der Lektüre passiv zerstört haben.
Eine große Rolle spielt für Konsumenten immer der Preis, wobei sie sich da gleich in Widersprüche verwickeln. Legen sie für ein gedrucktes Verlagsbuch sofort 20€ auf den Tisch, muss es E- Books ausschließlich kostenlos oder für umgerechnet ein paar Brötchen geben. Was elektronisch erzeugt wurde, ist für die Leser nichts wert, da sie es ja ohnehin nicht richtig in der Hand halten können.

Weitere Probleme

bilden für Selfpublisher und freie Autoren vor allem die viel zu hohen Abgaben an die Händler. Diese wollen in der Regel ganze dreißig Prozent- und das auch nur, wenn die E- Books mindestens 2,99€ kosten. Das Problem ist nur: die Kunden bevorzugen billige Titel. Bieten Autoren ein Buch beispielsweise für 1,69€ an, behalten die Händler sogar 65 Prozent des Preises ein! So kann (auch) der (elektronische) Buchmarkt nie profitabel für Autoren sein! Ausnahmen bilden lediglich eine handvoll Selfpublisher, die von einem Verlag geködert und unter Vertrag genommen wurden und damit keine Selfpublisher mehr sind- die Realität sieht aber anders aus.

Zudem macht vielen die Buchpreisbindung zu schaffen, die unsinnigerweise für elektronische Bücher ebenso wie für Printartikel gilt. Man kann nur munkeln, welche Lobbyisten des Buchhandels darin ihre Finger im Spiel hatten...

Lesen ist langweilig- die Meinung ändert sich unter dem Mainstream- Publikum kaum. Wirkliche Vielleser sind meist als Nerds abgestempelte Personen, die viel zu viel Freizeit haben. Die Mehrheit liest nicht und wenn, dann nur, wenn eine millionenschwere Marketingmaschinerie a´la Zauberer oder gefesselter Hausfrauen angeworfen wird.

Lösungsansätze

Einer wäre, die riesigen Buchhandlungen zu verkleinern, da der Großteil der darin befindlichen Bücher ohnehin nicht gekauft wird. Spezielle Automaten könnten über E- Books informieren, die man über W- Lan oder gesichert über ein spezielles Kabel auf den eigenen E- Reader laden könnte. Eine andere Variante wäre ein Automat, der ähnlich einem Zugticket einen Bon ausdruckt, dessen Code man ganz bequem zuhause in den Reader eingibt, um das gewünschte Buch herunterladen und lesen zu können.
Die Unmengen an Verlagen, welche sich in den letzten Jahrzehnten gebildet haben, müssen wieder auf ein vernünftiges Maß zurückgehen und sich wirkliche Alleinstellungsmerkmale ausdenken, die sie von anderen Verlagen unterscheidet. Da Profit nicht alles ist, müssen E- Book- Preise drastisch an die wirklichen Produktionskosten angepasst werden. Zwanzig Euro für ein E- Book sind einfach unverschämt und entbehren jeglichen Verständnisses- außer der Profitgier. Dem gegenüber sollten Leser wissen, dass Autoren von einem Neunundneunzig Cent- Buch nicht leben können.
Händler von E- Books sollten ihren Anteil von 65 bzw. 30 Prozent auf 20 bis 15 Prozent herunterschrauben, da sie keineswegs als Verlag fungieren und auch keine Werbung für die Bücher tätigen.
Zu guter Letzt sollten Kunden und Leser Bücher wieder zu schätzen wissen und anständig dafür zahlen.

Sollte sich in den nächsten Jahren nicht entschieden etwas auf dem E- Book- Markt ändern, wird er irgendwann wohl oder übel ganz einschlafen.

Weitere Informationen zum Sorgenkind E- Book- Markt:

boerse-online.de- E-Book-Markt stagniert - Neue Impulse gefordert
MacGadget.de- Umfrage: E-Book-Markt in Deutschland stagniert seit 2014