Supermärkte: Weihnachten im Leichenschauhaus


Eigentlich wollte ich vor den Weihnachtsfeiertagen nur kurz etwas einkaufen. Was ich dann aber in einem örtlichen Supermarkt entdecken musste, wirkte auf mich wie ein Leichenschauhaus.

Es ist kein Geheimnis, dass vegane Lebensmittel in deutschen Supermärkten enorm unterrepräsentiert sind. Sowohl in einzelnen Discountern, als auch in großen Ketten gibt es stets nur eine handvoll vegane oder vegetarische Produkte.
In einem dieser Supermärkte war ich kurz vor Heiligabend 2018, um vor dem Feiertagstrubel noch eine Kleinigkeit einzukaufen. Mein Weg führte mich an den unzähligen Kühltheken, die Tiefkühlfleisch- und fisch beherbergen, vorbei, bis ich am Ende des Geschäftes angelangt war, dort, wo eine knapp zwei Meter breite Regalwand veganen Produkten gewidmet ist. Als ich jedoch die Kühltheke erreichte, traf mich der Schlag: die Hälfte des ohnehin mageren veganen Angebots war aussortiert und stattdessen dutzende Packungen Frikadellen eingeräumt worden. Wenn es hier nicht um Tiere ging, wäre es schon fast witzig, wie klaustrophobisch der Supermarktverantwortliche denken muss, wenn er den Veganern den Platz wegnimmt, um Fleischliebhaber zu versorgen.
Als nächstes stellte ich angewidert fest, dass die direkt danebenliegende Kühltheke- die auch außerhalb der Weihnachtszeit mit Fleisch überfüllt ist- mit einer Tannengirlande verziert war. Bei meinem Griff in das vegane Fach musste ich dann feststellen, dass das von mir gewählte Produkt mal eben um dreißig Cent erhöht worden war. Einfach nur dreist!

Bei meinem Weg zur Kasse wanderte mein Blick zu den unzähligen Kühltruhen, in denen Gänse, Innereien und Spanferkel mit ausgestochenen Augen verpackt in Plastikfolie lagen. Spätestens jetzt fühlte ich mich nicht mehr bei einem weihnachtlichen Einkauf, sondern in einem Leichenschauhaus!
Dort, wo regulär wöchentliche Angebote präsentiert wurden, hatte man ein dutzend kleine Ferkel hineingeworfen, in der Kühltruhe, die hin und wieder wenigstens mal einen Hauch von Gemüse anpries, lagerten nun die Weihnachtsgänse...
Am Ein- und Ausgang wurde dann mit einem mobilen Stand noch einmal auf den "Meistermetzger" hingewiesen, der dort scheinbar frische Ware anbot. Mal ehrlich, geht es eigentlich noch?
Es mag eine Sache sein, wenn ein Supermarkt neunzig Prozent tierische Produkte anbietet, aber es ist eine Unverschämtheit anderen Kunden gegenüber, die vegane Ware ins Lager zu räumen, um der Kundschaft noch ein paar Frikadellen anzudrehen. Eine Dreistigkeit ist es zudem, bei Kunden, die sich gesund ernähren, die Hand aufzuhalten und fast fünfzig Cent mehr zu verlangen!
Reicht es denn nicht, dass der mobile Imbiss- dieser tolle "Meistermetzger"- mittlerweile jeden Tag am Eingang steht, den Leuten Leberkäs, Brötchen mit dick abgeschnittener Fleischwurst und Bockwürstchen aufdrängt und den Supermarkt bis in die hinterste Ecke mit widerwärtigem Gestank verpestet? Reicht es nicht, dass achtzig Prozent der Kühltheken mit Fleischwurst, Würsten, Hackfleisch und Fisch in umweltschädlichen Plastikverpackungen vollgestopft sind, inklusive einer ellenlangen Fleischtheke? Muss man dann wirklich noch uns Veganern den lächerlich geringen Platz wegnehmen, um verdammte Billigfrikadellen unter´s Volk zu bringen? Und was soll dieser Mist, die Fleischtheken mit weihnachtlichen Girlanden zu verzieren? Soll das die Kauflust anregen? Wurde deshalb das vegane Regal bei der Dekoration außen vorgelassen, nach dem Motto: Nee, lass die Girlande da mal weg, sonst kommt neben den Ökos noch jemand auf die Idee, die Pflanzensteaks zu kaufen ?
Ziehen rote Schleifchen die Kunden wirklich zu den Abfallprodukten der Fleischindustrie?

Und mal ernsthaft: leben wir im Mittelalter oder stellen Familien an Heiligabend wirklich noch ein Spanferkel auf den Tisch, bevor oder nachdem die Kinder beim Tischgebet den vielen Hungernden gedenken sollen? Der Einkauf im Supermarkt gleicht einem Besuch in der Leichenhalle- denn selten habe ich so viele tote Tiere auf einen Haufen gesehen. An dieser perversen Aktion merkt man, welche Supermärkte profitgeil und dafür verantwortlich sind, dass die Deutschen immer dicker werden.

Wie man ein friedliches (und vor allem tierleidfreies) Weihnachten feiert

Um ein paar schöne Weihnachtstage mit der Familie zu genießen, müssen Geschäfte von der Politik endlich dazu verpflichtet werden, ein bestimmtes Sortiment an veganen Produkten dauerhaft verfügbar zu machen. Es versteht sich von selbst, dass dieses nicht- wie in dem von mir besuchten rotzfrechen Supermarkt- zu feierlichen Anlässen einfach ausgeräumt und durch Fleisch ersetzt oder gar preislich überteuert werden darf!
Aber auch Menschen, die sich sonst nicht viel mit vegetarischer oder veganer Ernährung beschäftigen, können ein Zeichen setzen, indem sie die Spanferkel und Gänse in den Tiefkühltruhen liegen lassen und stattdessen zu Gemüse oder Fleischersatzprodukten greifen. Ein Großteil der von mir angeprangerten Produkte wandert während der Feiertage ohnehin ungegessen in den Müll. Ein fälschlicher Gedanke wie Ich kaufe das Schwein lieber, bevor es umsonst gestorben ist setzt in diesem Fall leider ein komplett gegenteiliges Signal an den Supermarkt oder Discounter, denn wenn etwas gekauft wird, wird noch mehr davon hergestellt.

Fazit

Ein veganer Weihnachtseinkauf ist gar nicht so leicht, denn windige Händler versuchen mit abgezockten Maschen immer wieder, ihr überproduziertes und teilweise falsch etikettiertes Fleisch an die Kundschaft zu bringen. Aber er ist möglich, denn wer mit offenen Augen durch den Discounter, den Supermarkt oder durch den Laden um die Ecke geht, dem wird auffallen, dass in deutschen Supermärkten vieles verdammt falsch läuft. Seien wir mal ehrlich: wer von uns möchte Weihnachten schon gerne im Leichenschauhaus verbringen?

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