Ein Jahr vegan
Vor einem Jahr wurde ich vom Vegetarier zum Veganer. Jetzt berichte ich über meine Erfahrung, was mir in den letzten 365 Tagen positiv aufgefallen ist, was mir auf die Nerven geht und welches Fazit ich am Ende ziehe.
Während meine Umstellung vom Fleischesser zum Vegetarier 2007/2008 noch von heute auf morgen erfolgte, ließ ich mir mit der Umstellung zum Veganer rund zwei Jahre Zeit, um genügend Alternativen zu finden, einiges auszuprobieren und in der neuen Ernährungswelt zurechtzukommen. Anfang 2015 verzichtete ich auf Kuhmilch, nachdem ich mich eingehend mit dem Thema der konventionellen Milchproduktion beschäftigt hatte und feststellte, dass mir die Milch sowohl äußerlich (Akne), als auch innerlich (Magenschmerzen) nicht guttat. Da ich in Sojamilch eine Alternative gefunden hatte, hatte ich mich sofort daran gewöhnt. Weil Kuhmilch in Form von Süßmolkenpulver und Milchzucker aber in ziemlich vielen Produkten enthalten ist, ließ ich seitdem nicht nur Schokolade, sondern auch jegliche Produkte, in denen die Stoffe verarbeitet sind, weg. Gleichzeitig verzichtete ich von heute auf morgen auf Honig. Nach einem Monat merkte ich bereits, dass die Kuhmilch tatsächlich zum größten Teil für meine Akne verantwortlich war und da ich sie nicht mehr in großen Mengen zu mir nahm, fühlte ich mich schlagartig besser.
Ich kaufte in dieser Zeit auch keinen Käse mehr, wenn ich aber noch hin und wieder in einer Bäckerei belegte Brötchen mit Käse, eine vegetarische Pizza mit demselben Belag oder einen vegetarischen Burger mit Mayonnaise aß. Nachdem ich mich weiter in das Thema einarbeitete und merkte, dass auch die Hühnerhaltung in Deutschland katastrophale Tierqual bedeutet- und es auch in der Freilandhaltung kein einziges glückliches Huhn gibt- ersetzte ich in meinen selbstgekochten Gerichten Ei durch Tofu, worunter der Geschmack nicht gelitten hatte! Meine Recherchen fanden dabei keineswegs nur im Internet statt, sondern ich besuchte mehrfach einen Bauernhof, in dem ich das Leid der Tiere hautnah mitansehen musste. Etwa 2016 wurde mir klar, dass meine Ernährungsweise auf das Ziel Veganismus hinausläuft, womit ich mir aber Zeit lassen wollte. In dieser Übergangszeit kochte und backte ich bereits ausschließlich vegan und achtete genauer auf die Inhaltsstoffe gekaufter Produkte, was ich schon als Vegetarier gewohnt war.
2017 wusste ich, dass nun mein veganes Leben beginnen sollte, Ende des Jahres machte ich es öffentlich und war sehr zufrieden.
Nun, ein Jahr später, ziehe ich ein positives Resumee- was auch sonst? Auch wenn ich bis vor einigen Jahren noch sagte, nie ein Veganer werden zu wollen und ich es nie als Experiment ansah, muss ich sagen, dass mir die vegane Ernährung im Alltag sehr viel gibt. Ich fühle mich nicht nur besser, sondern kann auch aktiv etwas gegen Tierleid tun, denn wer sagt, ein einzelner Mensch könnte nichts verändern, ist einfach nur zu faul, um seine eigenen Gewohnheiten zu ändern!
Statistisch gesehen habe ich durch meine vegane Ernährung hunderten Hühnern das Leben gerettet, da jeder Deutsche ungefähr 233 Eier pro Jahr verzehrt (inkl. verarbeiteter Eier) und ausgediente Hühner im Müll oder auf dem Teller landen. Indem ich keine Eier kaufe, beteilige ich mich auch nicht an der männlichen Kükentötung, was noch einmal viel mehr Hühnern das Leben rettet. Auch den Kühen hilft die vegane Ernährung, denn jeder Deutsche trinkt rund 92 Liter Kuhmilch im Jahr. Wer sich vegan ernährt, erspart den Kühen die jahrelange Zwangsbesamung, an deren Ende die Fahrt zum Metzger steht. Durch das Weglassen von Honig, von dem jeder Deutsche über ein Kilo im Jahr isst, rettet man ganze Bienenvölker, die von vielen Imkern gequält, mittels Rauch in Todespanik versetzt und deren Flügeln beim Ernten "aus Versehen" abgerissen werden. Ganz zu schweigen vom mutwilligen Flügelstutzen der Königin, damit ihr Volk den Platz des Imkers nicht verlassen kann. Und das sind nur einige Zahlen und Fakten zum Thema!
Ich habe einmal die positiven Nebeneffekte meiner veganen Ernährung gesammelt:
- der Einkauf kostet weniger
Da 80- 90 Prozent des Sortiments im herkömmlichen Supermarkt nicht vegan sind, hat sich die Füllung meines Einkaufswagens deutlich reduziert.
- Gesunde Ernährung
Schon als Vegetarier achtete ich auf eine gesunde Ernährung, aber als Veganer wird einem der Gesundheitsaspekt noch deutlicher bewusst. Man hat nur einen Körper, warum diesen also mit Tierqual und Antibiotika vollpumpen?
- Umweltbewusstsein
Auch mein Umweltbewusstsein hat sich seit meiner Zeit als Veganer deutlich erhöht. Ich kaufe noch viel weniger Plastik als noch vor ein paar Jahren, mache die Hälfte meiner kosmetischen Produkte selbst und nutze Alternativen wie Glas, Metall, Keramik usw. Bücher lese ich seit Jahren ausschließlich elektronisch, Zeitschriften kaufe ich bis auf Stickerausgaben gar keine mehr, da ich seit 2018 komplett digital lese.
Doch nicht alles ist als Veganer supertoll, deshalb habe ich auch Punkte gesammelt, die mich richtig nerven:
- Besserwisserei und Belehrungen
Nein, Veganer sind damit keinesfalls gemeint, denn bisher waren es die Fleischesser, die mir ungefragt in einigen Situationen ihre Meinung aufgedrückt haben (u.a. eine schlechte Ärztin und eine grauenhafte Apothekerin) Wenn ich einkaufen oder irgendwo hingehe, möchte ich nicht über meine Ernährungsweise diskutieren und mir seltsame Mainstream- Meinungen von Leuten anhören, die ihr Leben offensichtlich gegen die Wand fahren, weil sie stupide Mitläufer sind.
- Einkaufen
Natürlich ist es toll, Geld, Zeit und Plastik beim Einkauf einzusparen, aber etwas Abwechslung wünsche ich mir in traditionellen Supermärkten, Discountern und Drogerien dennoch. Ja, es ist toll, 365 Tage im Jahr dasselbe Shampoo und die gleiche Schokolade mangels Alternativen zu wählen!
Fazit
Mein erstes Jahr als Veganer ist im Bezug auf die Ernährung schnell vorbeigegangen. Ich habe keine größeren Einschränkungen gemerkt, da ich schon ein, zwei Jahre zuvor das meiste vegan eingekauft habe. Durch meinen Veganismus ernähre ich mich noch gesünder, achte noch mehr auf die Umwelt und beschäftige mich mit den Problemen unserer Zeit, die eben von der traditionellen Lebensweise, die als antiquiert angesehen werden kann, verursacht wird.Du ahnst es vielleicht schon: natürlich kann ich an dieser Stelle eine Empfehlung an alle Menschen, die offen für Neues sind und sich vielleicht schon vegetarisch ernähren, aussprechen, denn mir gibt der Veganismus sehr viel- und die Tiere und die Umwelt danken es uns!
Du willst wissen, weshalb genau ich 2007 zum Vegetarier wurde, was sich seitdem alles verändert hat und mehr über meine vegane Ernährung erfahren? Dann lese mein Buch Mein Leben als Vegetarier, welches in fast allen Shops erhältlich ist!