Netzneutralität oder das Zweiklassen- Internet


In den letzten Monaten hat sich der Begriff Netzneutralität weit verbreitet. Was bedeutet er eigentlich und was sind die Folgen des Zweiklassen- Internets?

Nicht nur mehr im Leben Mensch zweiter Klasse

sondern auch im Internet- das hat die Europäische Kommission jetzt vor. Sie unterstützt damit die irren Vorhaben von Providern.
2013 brachte sich die Telekom- ihrerseits Vorreiterin mit wahnwitzigen Ideen- auf sehr unbequeme Art und Weise in aller Munde: sie wollte das Internet drosseln.
Gleicher Preis für langsameres Internet- das fanden selbstverständlich auch andere Internetanbieter großartig. Nach heftigen Protesten änderte die Telekom ihre Pläne und verschonte Bestandskunden von einem langsameren Netz. Dafür müssen nun Neukunden dran glauben. Ebenso wie beispielsweise O2 und Vodafone gibt es seit einigen Jahren Flattarife, welche- je nach Preis- eine Drosselung ab einem bestimmten Datenvolumen beinhalten. Dass das in Zeiten von Social Media und immer mehr Berufstätigen im Internet ein Unding ist, brauche ich nicht zu erwähnen.
Aber die Provider wollen noch mehr: bestimmte Unternehmensgruppen (und unweigerlich danach Verbraucher) sollen noch mehr zahlen, um ein schnelleres Internet zu bekommen. Die normalen Verbraucher werden also benachteiligt und Unternehmen müssen mehr als ohnehin schon zahlen.

Netzneutralität bedeutet daher, dass alle Kunden von Providern gleich behandelt werden. Niemand wird aufgrund seines Datenverbrauchs oder anderer Parameter diskriminiert. Doch diese Netzneutralität neigt sich jetzt ihrem Ende entgegen.
Die Europäische Kommission will, dass Webseiten "spezialisierte Services" anbieten, welche wir Kunden extra bezahlen müssen.

Die unabwendbaren Folgen

Bereits durch die verrückte Idee der Datendrosselung wurde ein Zweiklassen- Internet eingeführt: die einen haben Glück und sind bei einem drosselungsfreien Anbieter, die anderen müssen ewig warten, bis ein Stream lädt oder ein Up-/ Download funktioniert. Dazu kommen unterschiedlich hohe Preise, welche für die Flatrates mit Datenreduzierung fällig werden.
Seit Jahren geht der Breitband- Ausbau nicht voran, kleinere Städte und Landteile haben noch immer keinen vernünftigen Internetzugang und dennoch soll es nun weitere Vorteile für den bessergestellten Rest der Bevölkerung geben. Schon im Jahr 2007 hat die Initiative geteilt.de eine Petition an den Bundestag gerichtet, damit jeder Bürger eine schnelle Breitband- Verbindung bekommt. Getan hat sich bis heute nichts: Glasfaser ist nur in Großstädten verfügbar, wer dennoch schnelle Leitungen will, muss die Arbeiten daran selbst zahlen.

In der Zukunft werden sich die Internetprovider immer mehr dieser spezialisierten Services einfallen lassen, um ihren Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen- für Leistungen, welche eigentlich der Allgemeinheit zustehen.

Weiterführende Links:

Onlinekosten.de- Protest gegen Zweiklassen- Internet
SpiegelOnline.de- Netzneutralität: EU-Kommission will Zwei-Klassen-Internet erlauben
com- magazin.de- Kommt das Zweiklassen- Internet?
FAZ.de- Was eine Überholspur im Internet für uns bedeutet
Wikipedia- Netzneutralität